Die Burgruine
Der einen besonderen Platz für sein Zelt sucht, kann bei uns zwischen den alten Mauern der Burg Wallenstein die Heringe in den historischen Boden treiben und vom Turm aus der Sonne beim Untergehen zuschauen.
Die Burg aus dem 12. Jahrhundert ist der weithin sichtbare Höhepunkt unserer Anlage, die unter anderem auch den Kultursommer Nordhessen beheimatet.
Ein Blick in die Geschichte Wallensteins
von Dr. Ingo Grebe
Die Ortsbezeichnung Wallenstein ist einmalig im deutschen Sprachraum und steht in keiner Verbindung zum kaiserlichen Feldherrn Waldstein (Wallenstein) aus Böhmen. Die Geschichte Wallensteins geht zurück in das 13. Jahrhundert, als der Abt der freien Reichsabtei Hersfeld versuchte, in seinem westlichen Grenzbezirk dem erstarkenden Landgrafen eine „Grenzveste“ entgegenzusetzen. Hierzu setzt er den aus der Schauenburg bei Hof westlich von Kassel abgewanderten Grafen von Schauenburg als Lehnsmann ein und veranlasst ihn zum Bau einer Burg, die erstmals 1223 urkundlich genannt wird. 1267 begründet die Familie derer von Wallenstein einen eigenen selbst erbauten Burgsitz Neu Wallenstein (heute Neuenstein) im oberen Geistal und wird erblicher Lehnsinhaber der Hersfelder Orte.
Alt-Wallenstein bleibt als Burgbezirk in uneingeschränktem Besitz der Hersfelder Orte, wenngleich mit wenigen Unterbrechungen die Familie derer von Wallenstein auch Alt-Wallenstein bis zu ihrem Aussterben im Mannesstamm 1745 als Burglehen oder Nutzpfand besitzt. Das Haus Wallenstein hat in der hessischen Landesgeschichte bedeutende Männer hervorgebracht: Simon II. (1368 bis 1434) hielt als Kriegshauptmann des Hersfelder Abtes anlässlich des Hoftages König Ruprechts 1402 in Hersfeld Einzug mit 18 grauen Hengsten. Er und sein Gefolge waren weiß gekleidet und erregten das Aufsehen des großen Hoflagers und seiner Gäste aus allen Reichsteilen. Der König holte Simon unter besonderer Gunstbezeugung an seine Tafel. Conrad II. (1448 bis 1521) hat als Rittmeister im hessischen Aufgebot der Kämpfe Kaiser Friedrichs III. gegen die Ungarn bei der Eroberung Stuhlweißenburgs (Székesfehérvár) mit der Erstürmung der Stadtmauer herausragende Tapferkeit gezeigt.
Der hessische Landgraf Wilhelm II. setzte nach schwerer Erkrankung Conrad von Wallenstein 1506 wegen seiner militärischen Verdienste und politischen Fähigkeiten zum Regenten der Landgrafschaft Hessen ein. Hans III. war Marschall des Abtes Daniel von Hersfeld. Außergewöhnliche Urkunden berichten aus dem Jahr 1485 über seine Rechtsstreitigkeiten mit dem Waldschmied der Neuen Hütte (heute Hüttenmühle) wegen des ausstehenden Eisenzinses. Waldschmiede waren vielseitige Bergleute. Sie meilerten und erzeugten Holzkohle, förderten das im Knüll vorhandene Eisenerz, schmolzen und verarbeiteten es in ihrer Hütte am Wasserlauf. Mit Hilfe eines vom Wasserrad angetriebenen Blasebalges erhöhten sie die Temperatur der Schmelzfeuer des Ofens und erreichten so eine schnellere und ergiebigere Reduktion des Eisenoxids der Erze zu reinem Eisen, das sie in Stäben erzeugten und verkauften. Hans erscheint in der Schmiede, es kommt zu einem hitzigen Wortgefecht mit tätlichen Auseinandersetzungen. Der Waldschmied wehrt sich mit einem glühenden Eisenstab, Hans treibt diesen mit seinem Schwert in die Enge und setzt ihn schließlich für einen Tag auf seinem Burgverlies gefangen. Es kommt zu einer Klage des Waldschmieds gegen Hans von Wallenstein beim Landgrafen. Die selbstständigen Gerichtsbezirke Wallenstein und Neu-Wallenstein bleiben unter der Oberhoheit derer von Wallenstein als Gerichtsherren als Gerichts- und Verwaltungsbezirke bis in das 18. Jahrhundert bestehen, ehe sie in der Landgrafschaft Hessen aufgehen.